Medienkonferenz des Klimastreiks Schweiz

Der Klimastreik Schweiz hat am 31.5.22 in Zürich eine Medienkonferenz mit zwei ukrainischen Klimaaktivist*innen vor Ort und einem Statement von russischen Klimaaktivist*innen veranstaltet. Sie sprachen über ihre Erfahrungen, Ängste und die verheerenden Auswirkungen von fossiler Energie.
Der Krieg in der Ukraine wütet nun bereits seit drei Monaten. Eine ganz entscheidende Rolle im Krieg in der Ukraine spielen fossile Energieträger – als Druckmittel, aber auch als Antrieb von Russland. Die Schweiz hat in dieser Hinsicht eine besondere Rolle und Verantwortung, denn rund 80% des russischen Rohstoffhandels läuft über die Schweiz. Konzerne wie die Nord Stream AG, Glencore oder Trafigura haben ihren Hauptsitz in der Schweiz, im Steuerparadies Zug oder in Genf.
Auch der Schweizer Finanzplatz hat seine Hand im Spiel, wenn es um die Finanzierung des Angriffskrieges von Putin gegen die Ukraine geht. Schweizer Banken wie die Credit Suisse und die UBS investieren weiterhin jährlich Milliarden in fossile Energien, auch in Russland. Die Schweiz schaut aber nicht nur weg, sie schützt die Banken und deren Klient*innen auch aktiv. Diese fossilen Energien ziehen blutige Spuren nach sich. Sowohl wenn es um den Krieg in der Ukraine geht, als auch bei der stetigen Verschlimmerung der Klimakrise.
Cyrill Hermann, 18, vom Klimastreik stellt deshalb klar:
“Banken und Handelsfirmen, welche den Profit über das Wohlergehen des Menschen stellen, können wir nicht mehr trauen! Wir brauchen sofort einen Systemwandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft, in welcher die Bedürfnisse der Bevölkerung im Mittelpunkt stehen.” Genau heute hat die EU (ausgenommen Tschechien, Ungarn und die Slowakei) ein Öl-Embargo gegen Russland beschlossen. Die Schweiz muss der EU jetzt folgen und sie muss noch viel weiter gehen!
“Bis ich vor 2.5 Monaten meine Heimat verlassen musste, habe ich nie geglaubt, dass sie es tun würden”, sagt Anastasiia Onufriv, 32, von Fridays for Future (FFF) Ukraine. Sie haben nicht geglaubt, dass Putin es wagen würde, die Ukraine anzugreifen. Mit diesem Angriffskrieg zerstört Russland sowohl die Umwelt als auch die ukrainische Zivilisation. Die Ukrainer*innen sind sehr dankbar für die Hilfe von Ländern wie der Schweiz. Leider reicht das nicht aus, um diesen Krieg zu stoppen. Seit Beginn des Krieges hat die EU über 50 Milliarden Euro für russisches Erdöl, Erdgas und Kohle bezahlt. Auch die Schweiz bekleckert sich nicht mit Ruhm. Während sie Ukrainer*innen unterstützt und Sanktionen verhängt, arbeitet sie weiterhin mit russischen Oligarchen zusammen und kassiert dafür Milliarden.
Die Ukrainer*innen sind wütend und das zu recht! “Diese Wut ist sehr schwer, denn sie grenzt an Hoffnungslosigkeit und Ohnmacht”, sagt Anastasiia Onufriv. “Es ist, als würde ich auf einem schmalen Grat wandeln, und jeden Moment könnte ich das Gleichgewicht verlieren und in den Ozean der Verzweiflung und Depression fallen”. Aber sie wird weiterkämpfen, bis endlich sinnvolle Sanktionen und ein volles Embargo verhängt werden.
Nach Angaben des Centre of Research on Energy and Clean Air (CREA) hat die EU seit dem Beginn der russischen Invasion fossile Brennstoffe im Wert von rund 39 Mrd. EUR (Stand 27. April) importiert. In der Schweiz macht Gas etwa 15 % des Endenergieverbrauchs aus, etwa die Hälfte davon kommt aus Russland. Europa hat begonnen, auf diese Abhängigkeit zu reagieren – die Frage ist, wie lange es den Krieg noch finanzieren wird. Die Massnahmen müssen sofort und von jedem Staat ergriffen werden. Wir brauchen das Embargo und zwar jetzt! Das sagen auch Klimaaktivist*innen aus Russland: “ Ohne dieses vollständige Embargo gegen Russland wird es keinen Frieden geben in Europa!” ,sagt Arshak Makichyan, FFF Russia.
“In Charkiw hatte ich bereits eine „Notfalltasche“ vorbereitet, die ich im Schrank in meinem Schlafzimmer deponierte. Darin befanden sich die gedruckten Dokumente, Wasser, Kekse, einige Konserven und andere notwendige Dinge. Außerdem überprüfte ich die Luftschutzbunker in der Nähe und lebte in ständiger Angst vor einer möglichen Invasion”, sagt Anna Dovha, 20, FFF Ukraine.
In dieser ständigen Ungewissheit und grossen Angst möchte niemand leben. Doch in der Ukraine wurden 10 Millionen Menschen durch die russische Invasion vertrieben. Mit der Klimakrise und weiterer Untätigkeit wird es noch schlimmer kommen, nicht nur in der Ukraine, sondern auf der ganzen Welt.